Sonntag, 31. Juli 2016

Wissenswerte Erklärungen zum Ablauf der Präsidentschaftswahl und erste Einschätzungen zum Ausgang

Noch 100 Tage bis zur US-Präsidentschaftwahl am 08. November 2016. Höchste Zeit also, sich mit den wichtigsten Abläufen vertraut zu machen und zu sehen, worauf es ankommen wird. Nach den teils sehr unterschiedlichen und manchmal auch komplizierten Verfahrensweisen bei den Vorwahlen, sind die Regeln zur Hauptwahl oder auch General Election relativ einfach.


270 Wahlmännerstimmen erforderlich


Die Wahlen finden in allen Bundesstaaten statt und werden dort auch einzeln ausgezählt und gewertet. Die Wählerinnen und Wähler können dann direkt für ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten abstimmen. Formal werden aber die Wahlmänner für das Electoral College gewählt. Am Ende kommt es darauf an, wer für das Electoral College genügend Wahlmännerstimmen gewonnen hat. Das Electoral College ist das Gremium, das letztlich den oder die neue(n) Präsidenten/in wählen wird. Es befinden sich 538 Electors darin. Wer 270 Wahlmännerstimmen holt, wird ins Weiße Haus einziehen können. Die Wahlmänner (electors) werden in den einzelnen Bundesstaaten gewonnen. Pauschal kann man sagen, je mehr Einwohner der Bundesstaat hat, desto mehr Wahlmännerstimmen sind dort auch zu vergeben. In Kalifornien gibt es z. B. 55 Wahlmännerstimmen in Wyoming sind es dagegen nur 3. Eine Ausnahme machen die Bundesstaaten Nebraska und Maine. Hier wird das Verfahren "Splitting the votes" angewendet. In Maine z. B. gehen von den vier Wahlmännerstimmen zwei an den Kandidaten mit den meisten Stimmen im gesamten Bundesstaat. Die anderen beiden Stimmen werden jeweils an den Sieger der beiden Districts vergeben. So kann es also sein, dass 3 Stimmen an den Gesamtsieger gehen und 1 Stimme an den Zweitplatzierten, sofern dieser in einem District die Mehrheit hat. In Nebraska wird genauso verfahren (mit drei Districts).

The Winner takes All - auch die Swing States


Die entscheidende Regel lautet: The Winner takes All! Das bedeutet, dass die Wahlmännerstimmen nicht anteilig nach erlangten Stimmen vergeben werden, sondern komplett an den Sieger gehen, unabhängig davon, wie groß der Vorsprung ist. Einer besonderen Bedeutung kommen dabei den sogenannten Swing States zu. Dabei handelt es sich um Bundesstaaten, die entweder traditionell einen engen Wahlausgang erwarten können oder aber aufgrund besonderer Kandidatenkonstellationen oder Ereignisse in diesem Jahr unerwartet schwer vorherzusagen sind.
Dieses System führt z. B. dazu, dass z. B. Kalifornien kaum Schauplatz des Wahlkampfes werden wird. Zur Erinnerung: Der Golden State ist zwar mit 55 Wahlmännerstimmen der "wertvollste" Bundesstaat, da hier die Demokraten jedoch eine ihrer absoluten Hochburgen haben, ist ein Sieg der Republikaner so unrealistisch, dass es sich kaum lohnt, hier Zeit und Geld zu investieren. Lediglich Wahlkampfautritte zum Einholen von Spendengeldern sind in dem wohlhabenden Kalifornien wahrscheinlich. Andersherum ist es z. B. in Texas, mit 38 Wahlmännern zweitgrößter Bundesstaat, geht der Lone Star State in der Regel an die Republikaner.
Der Wahlkampf wird sich also auf die Swing States, oder auch Battleground States genannt, konzentrieren. Aktuell sind 2016 in sieben Bundesstaaten sehr enge Wahlausgänge zu erwarten. Das sind (in Klammern die Wahlmännerstimmen) Florida (29), Ohio (20), North Carolina (15), Virginia (13), Iowa (6), Nevada (6) und New Hampshire (4). Darüberhinaus gibt es noch weitere vier Bundesstaaten, die aktuell eher zu den Demokraten tendieren, aber durchaus ins Visier Donald Trumps geraten werden, da ihm hier Überraschungen gelingen könnten. Dabei handelt es sich um Pennsylvania (20), Michigan (16), Wisconsin (10) und Colorado (9). Hillary Clinton könnte dagegen in den republikanischen geprägten Georgia (16) und Arizona (11) angreifen.


Erste vage Berechnungen und Prognosen


Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Prognose noch zu früh. Nimmt man aber die weitgehend sicheren Bundesstaaten als Berechnungsbasis käme Clinton derzeit auf 201 Stimmen und Donald Trump auf 164. Zudem können nach aktuellen Umfragen die Demokraten noch mit weiteren 55 Stimmen rechnen, die Republikaner mit 27. Damit käme Clinton auf 256 Stimmen und Donald Trump auf 191 Stimmen. Die 91 übrigen Stimmen aus den o.g. 7 Swing States würden dann also die Entscheidung bringen. In der folgenden Karte habe ich Euch das mal visualisiert dargestellt. Die dunkelblauen und dunkelroten Staaten rechne ich aktuell sicher einem der beiden Lager zu. Die hellfarbigen weisen aktuell eine Tendenz in eine Richtung auf und die grauen Staaten sind derzeit die zu erwartenden Battleground States. Aber es können sich in den nächsten Monaten noch einige Veränderungen ergeben. Aktuell scheint Clinton ein Stück weit vorne zu liegen, aber sollte es Trump gelingen, im sogenannten Rust Belt zu punkten und gegen Clinton in Pennsylvania, Michigan und auch Ohio gewinnen, wäre er bereits wieder vorne. Am Ende kommt es möglicherweise dann wieder nur auf einen Bundesstaat an. Besonders eng scheint der Ausgang in Ohio und Florida zu sein, hier liegen liegen Clinton und Trump aktuell in den Umfragen praktisch gleich auf.



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Ich werde hier je nach Stand und Entwicklung der Umfragen und eigenen Einschätzungen regelmäßig neue "Zwischenstände" und Übersichtskarten posten. Probiert es auch selbst mal aus, wie schnell sich das Bild verschieben kann. Auf der Seite 270toWin.com könnt ihr Eure eigenen Karten erstellen. Klickt einfach auf die Karte. Was meint Ihr? Auf welche Bundesstaaten kommt es am Ende an, wo könnten Überraschungen gelingen?


Wie geht es hier weiter?


Im August werde ich hier stets die Umfragen aus den jeweiligen Bundesstaaten aktualisieren und die wichtigsten Meldungen aus dem noch entspannten Wahlkampf posten. Ende des Monats gibt es dann nochmal ausführliche Porträts der Kandidaten Clinton und Trump und derer Running Mates, also der Vizepräsidentschaftskandidaten und Pence und Kaine sowie eine Gegenüberstellung der wichtigsten inhaltlichen Positionen.
Im September nimmt dann der Wahlkampf wieder richtig Fahrt auf, das erste TV-Duell zwischen Clinton und Trump steht an (erste von drei Präsidentendebatten). Die heiße Phase des Wahlkampfs ist dann der Oktober, ehe in der ersten Novemberwoche nochmal die wichtigsten und engsten Bundesstaaten fokussiert werden.
Fahrplan ins Weiße Haus

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